Dienstag, 24. Mai 2016

Kierkegaard: "DIE EWIGE MACHT SELBST"





DIE EWIGE MACHT SELBST



Wenn alles still geworden ist um den Menschen, feierlich wie eine sternenklare Nacht, wenn die Seele in der ganzen Welt allein mit sich selbst ist, da tritt ihr nicht ein ausgezeichneter Mensch gegenüber, sondern die ewige Macht selbst; es ist, als ob der Himmel sich öffnete, und das Ich wählt sich selbst, oder vielmehr, es nimmt sich selbst in Empfang.

Da hat die Seele das Höchste gesehen, was kein sterbliches Auge sehen kann und was nie vergessen werden kann, da empfängt die Persönlichkeit den Ritterschlag, der sie für die Ewigkeit adelt. 

Der Mensch wird nicht ein anderer, als er zuvor war, aber er wird er selbst. Wie ein Erbe – und wäre er auch Erbe aller Schätze der Welt – doch nichts davon besitzt, solange er nicht mündig ist, solange ist selbst die reichste Persönlichkeit nichts, bevor sie sich selbst gewählt hat, während andererseits die ärmste Persönlichkeit alles ist, wenn sie sich selbst gewählt hat. 

Denn das Große ist nicht, dieser oder jener zu sein, sondern man selbst zu sein; und das kann jeder Mensch sein, wenn er will.




Sören Kierkegaard



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