WER IST HOMO GENESIS?
Führung in der Transition: Von der Entropie zur Syntropie
Essay von J Michael Heynen
Die Entwicklung der Menschheit beschreibt aktuell die Indifferenz im Rahmen eines paradigmatischen Übergangs, einer Zeitenwende zwischen traditioneller und Neujustierung der Grundlegung menschlichen Seins. Hergebrachte Orientierungen und Normativität – soweit noch valide wahrnehmbar - lösen nicht mehr bzw lösen sich auf. Und innovative Visionen sind noch ohne Halt und Gründung, das gilt vor allem für kompensierende Fluchtprojektionen in trans- oder/und posthumane Ersatzräume. Globale Krisen indizieren Änderungsprozesse und notwendige Transition - aktuell noch ohne Leitbild und in aberrativer Schein-Beherrschung aus der Immanenz des Realen. Hat also der Mensch als Homo Sapiens die Gegenwart betreten und wird jetzt als Homo Genesis in die Zukunft seiner Zivilisationen entlassen? Die heutige Evolutionsbewegung beschreibt eine Art kopernikanische Wende und erfordert einen Quantensprung: aus der Mitte des individuellen Menschen Selbst, aus dem Bewusstsein des Subjekts!
Die bisherige Evolution des Menschen war im wesentlichen basiert auf äußere Räume der Bio- und Geosphäre. Heute, im Anthropozän, hat sich diese Entwicklung aus der Immanenz der Schöpfungslogik des äußeren Universums prinzipiell erschöpft. Jetzt bedarf es der kondensierenden, konzentrischen Expansion menschlicher Evolution als Introversion, als Emanzipationsprozess hin zu innerer Führung aus der Suprematie des Bewusstseins, des Geistes. Der so ko-kreative Mensch kann die seit längerem einsetzende Entropie umkehren in die konstruktive Kraft der Syntropie als Paradigma öffnender Gestaltung seiner Zukunft. Der Regress des Objekts wird so invers gewendet in die expansive Verinnerlichung des Subjekts und die Bestimmung aus der Immanenz seines inneren Universums. So führt der individuelle Mensch das Ob und Wie seiner eigenen wie gesellschaftlichen Parameter einer Zukunft – paradigamtisch gewendet: aus dem immateriellen Überbau in die Beherrschung des materiellen Unterbaus ...
Dieser Mensch, der Homo Genesis, ist kein Übermensch, also Humanoid oder Transhuman, umso mehr aber transpersonal, ein humanes Wesen, ein Kulturmensch. Denn er emanzipiert sich aus der äußeren Egozentrik hin zur Zentralität seines je führenden, abgeleiteten Selbst. Denkende, reflektierende, meditierende, kontemplierende und fühlende Kapazitäten bestimmen seine innere Führung und die radial treibende Kraft seines Seins. Diese ist nicht mehr ego-kompetitiv, sondern Konsequenz innerer unbegrenzter Universalität und Totalität, dann im äußeren equilibriert als gesellschaftliche Kapazität. Mit dieser ins Unendliche geöffneten Schubumkehr verbindet sich das Bewusstsein des Menschen mit der Noosphäre als ewigem Resonanzraum kreativer Individualität und zugleich kosmisch-normativer Universalität. Nach (zu) lange spät-pubertierender Entwicklung tritt die Evolution des Menschen ein in ihre eigentliche Determination, die bedingte Realität aus der bestimmenden Noumenalität zu gestalten und zu beherrschen. Im Selbst des Homo Sapiens ruhen die Gründe und Potentiale der Aktivierung des humanen Menschen, denn der Homo Genesis ist schon länger präsent in ihm und bedarf seiner überfälligen emanzipativen Metamorphose. - Der Homo Genesis kann in einem ersten Durchgang wie folgt charakterisiert werden: ...
Geist verlebendigend, Leben vergeistigend …
autonomes Subjekt, individuell und universell steuerndes Bewusstsein
freier Wille aus innerer (Selbst-) Bestimmung, a-priorisch
klärendes, entwickelndes Bewusstsein und innere Führung aus dem Selbst
metaphysisch, transzendent, noumenal determiniert
kreativ aus freiem Geist, prinzipiell ästhetische Orientierung
Ruhung in der Suprematie innerer Totalität und Absolutheit, Bewusstheit äußerer Relativität
stark entwickelte Eigen- und Fremdwahrnehmung, reflektiert und zugleich intuitiv
Beherrschung der Ursachensteuerung durch antizipierenden Wirkungsbezug (a-priori)
synergetisch statt dialektisch, kooperativ statt kompetetiv, also syntropisch veranlagt
höchste Priorität des Menschen und Menschenliebe
überwundenes Ego als aussengeleiteter Handlungsimpuls, souverän und integer, gesteuert transparent
emanzipativ, transformativ, evolutionär
kommunikativ und equilibrierend (Ausgleich innen - außen, Subjekt - Objekt etc.)
treibende Kraft equilibrierender Innovation individueller-gesellschaftlicher Transition, Innovation
Priorisierung substantieller individuell-gesellschaftlicher Potentiale und Fazilitierung essentieller Evolutionsprozesse zur Gewährleistung von Hominisation und Syntropie
transpersonale Führung (vor allem äußere) zur Koordinierung authentischer, bester humaner Eigenschaften zur expansiven Entfaltung äußerer Freiheitsräumen und kreativer Gestaltungsprozesse
innere und äußere Verbundenheit vor allem mit der Noosphäre im Übergang in Noozän ...
Der Homo Genesis ist kein neuer Mensch, aber ein transformierender Mensch: Das Sein wird aus dem Bewusstsein, also von innen nach außen gelebt. In dieser aktuellen Transitionsentwicklung kommt es zugleich zentral darauf an, dass sich nicht nur das Individuum als Homo Genesis begreift und erfährt, sondern dass sich daraus zunehmend ein verstetigendes kollektives Bewusstsein als Kulturmensch konstituiert. Im Übergang wird dieser Prozess eher als Eliten bzw. Minderheiten basiert erscheinen, da insbesondere jede Art von Über-Ich-Generierung der Masse und ihrer „demokratisch“ quantitativen Verfahren durch Verstand, universelle Denkgesetzlichkeit und also geistige Legitimation auszuschließen ist (Überwiindung eines klassischen Phänomens vergehender Ego-Welten und ihrer kompensierenden Ersatzprojektionen).
Die innere und äußere Führungskapazität des Homo Genesis wird in ständig dialogisch expansiv inspirierender und equilibrierend antizipierender Wirkung überzeugen und weiterentwickelnde Gesellschaften vernetzend durchdringen. Die Freiheitlichkeit und Friedlichkeit wird die Gesellschaftswelten ebenso koordinieren und synergetisch wie syntropisch ordnend organisieren. Diese diametrale Umkehrung menschheitlicher Entropie in eine syntropisch exponentiell qualifizierende Entwicklung ist nicht nur aktuelle Krisenlösung, sondern die Gewährleistung kreativer humaner Zukunft.
© J MICHAEL HEYNEN | GRÜNDER UND PRÄSIDENT DES SENATE OF CULTURES
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