Dienstag, 22. November 2022

PREKÄRES REGIEREN IN DEN INTERNATIONALEN BEZIEHUNGEN

 


PREKÄRES REGIEREN IN DEN INTERNATIONALEN BEZIEHUNGEN


Aktuelle Außenpolitiken als treibende Kraft zivilisatorischer Paralyse


Thesen von J Michael Heynen



1. Regionales und international relevantes Regieren ist weitgehend sogenannter Kakistokratie (Herrschaft der Schlechtesten) zuzuordnen. Egozentrische wie substanzlose Persönlichkeiten „regieren“ bestenfalls ohne, zumeist aber im Gegensatz zur zivilisatorischen Verantwortung im Sinne aristokratischen Regierens (Herrschaft der Besten).


2. Das so gepolte Regieren aus dem „Unterbau“ nutzt pseudo-legitimierende religiöse und/oder ideologische Formen aus dem „Überbau“, um in der Regel faschistoide, imperialistische Dominanzversuche als messianistische „Weltrettung“ mit anschließender „Welterlösung“ zu kaschieren und Glauben zu machen. Trotz aller negativen historischen Erfahrung: Unprofessionell Regierende flüchten sich in unregulierte, rein projezierte Großsysteme (Globalisierung) bei gleichzeitiger Überdehnung subordinierter Teilsysteme und/oder Politikfelder sowie maßloser militärischer Aufrüstung.


3. Internationales Recht weicht dem vermeintlichen Recht des Stärkeren bzw. seiner Projektion. Diplomatie und internationaler Diskurs werden nicht mal von der UN unabhängig fazilitiert oder forciert. Die Reformunfähigkeit der UN-Mitglieder belegt: Macht ohne Recht beschreibt eben das Ende anthropozenischer Verantwortung für die Zivilisation in einer ihrer höchsten Entfaltungen.


4. Die auf Freiheit, auf Freiwilligkeit und Überzeugung basierenden internationalen Rechts- und Ordnungssysteme sind nicht begriffen, wenn sie als Begründung und Legitimation militärisch wie ökonomisch expansiver Interessen benutzt und damit ins Gegenteil verkehrt werden. Diese – vielleicht im Ursprung wohlmeinend idealistische - Aberration vor allem auch des Westens hat eine der größten und weitreichendsten Sicherheitsrisiken im internationalen System verursacht. In der Folge selbstüberschätzende und überdehnende Sanktionsregime sind Ausdruck traditioneller Ignoranz gegenüber fremden Kulturen und ihren Ordnungssysteme sowie ihren unterschiedlichen Entwicklungsetappen.


5. Regieren erreicht so vor allem dann die Endstufe der Prekarität, wenn Krieg nicht mehr (letzte) Konsequenz der Politik, sondern ihre Alternative ist. Die Verbundenheit des Menschen im Anthropozän macht Diplomatie zur Ultima Ratio: Denn Außenpolitiken sind zuerst als Verantwortung für Leben zu begreifen und aus Exzellenz zu beherrschen.


6. Aktuelle Außenpolitiken sind zumeist auch der Reflex jeweiliger Innenpolitiken: Die Paralyse von internationaler Rechtsstaatlichkeit mit „Lösung“ durch Krieg beginnt in der Innenpolitik genau dann, wenn gesellschaftlicher Diskurs systematisch konterkariert wird, so etwa durch die Absenz von Transparenz und Wahrheitsfindungsprozessen, von Aufklärung und Verifikation. Auch hier hat das westliche Regieren – spätestens seit 2001 - sogar trotz größter Erkenntnisleistungen internationaler / europäischer Rechts- / Kulturen zunehmend klar versagt: Strategische Potentiale, soweit noch vorhanden, sind zumeist ausschließlich auf die Generierung von offensiv-manipulativen Angst- und Bedrohungs-Narrativen ausgerichtet.


7. Die neuere Einschätzung, das internationale System sei „in einer revolutionären Situation“, womöglich basierend auf einer sog. „Systemrivalität“, ist genau so abwegig wie die Größenwahnentwürfe etwa eines sog. „Global Reset“. Diese Horizonte einer Fata Morgana beweisen die tiefsitzende Prekarität des Regierens und die Hilflosigkeit den Regierenden gegenüber, wahrhaftige wie kluge Macht zu legitimieren und zu verantworten. Diese Art systemischen globalen Politikversagens der Zivilisation öffnet signifikant jedenfalls die Chance hoffentlich noch rechtzeitigen Begreifens: Das internationale System ist am Ende des Jahres 2022 anarchischer denn je, nicht mal die Korrelationen von Ursachen und Wirkungen sind klar und wahr zu identifizieren. Der Aufbau einer sog. Neuen Weltordnung ist gescheitert; dies war freilich vorauszusehen, da eine Weltordnung aus dem „Unterbau“ als Machtsurrogat scheitern muss.

Wird ein Umsteuern einsetzen? Denn endlich ist auch tatsächlich zu erkennen: Zivilisatorische Außenpolitiken haben sich dem Kant’schen ‚Kategorischen Imperativ‘ zu- und einzuordnen – analog zum repräsentierten / regierten Individuum und seiner normativen Entwicklung.



Ein Ausweg? Was tun?


I. Einhalt, Entspannung, Inversion, Reflexion, Transformation: Stopp jeder Art von Suprematie, statt dessen regionale wie globale Kooperation hin zu regionaler wie universeller Normativität auf Basis von Diskurs und Vereinbarung – ohne Doppelstandards, mit klarer und authentischer Definition von Identität und Interesse sowie multilateraler, pluralistischer Visionsbildung aus anthropozenischer Verantwortung und menschlicher Verbundenheit,


II. Straffung internationaler Rechtsordnung und innovative internationale Regimebildung (oder -anpassung) für effiziente Konfliktlösung, transparente und transformative Zukunftsgestaltung sowie präventive Mechanismen globaler Verteilungsgerechtigkeit,


III. Im Übergang Einführung guten, zivilisationsgerechten Regierens als professionelle, aristokratische Dienstleistung aus konsequenter Transpersonalität offener Menschenführung auf Basis angemessener Achtung zuerst individuellen Selbstregierens zur Überwindung des Prinzipal-Agenten-Dilemmas unter dezidiertem Verzicht auf jede Art religiöser / ideologischer Messianismen und technisch-transhumanistischer Projektionen,


IV. Entwicklung ‚Ewigen Friedens‘ primär aus den Potentialen kreativer Urteilskraft und Vernunft, eben auch nicht „von Gottes Gnaden“, sondern aus der universalgesetzlichen wie menschengerechten Schrittbildung hin zur göttlichen Sphäre, also aus der Noosphäre für die Geo- und Biosphäre, aus dem „Überbau“ für den „Unterbau“ und die existentielle Zukunftsfähigkeit des anthropozenischen Planeten,


V. „Ewiger Friede“ ist bedingungslos als Imperativ auf der Basis inneren Friedens des freien, individuell bestimmten Menschen zu begreifen und im zwischen- / gesellschaftlichen Diskurs zu entwerfen sowie durch Integrität des Regierens zu wahren. Dabei ist den unendlichen geistigen und seelischen Potentialen gemäß der Würde und Vernunft des Menschen Selbst endlich voll und konsequent zu vertrauen, um eine geistige, eine universell-transpersonale, daraus dann abzuleitende realitätsfaktische Weltordnung zu generieren: durch die Inversion der Emanation aus der Noosphäre des Menschen für die Entwicklung einer menschengerechten Normativität zur Gestaltung einer ‚Noumenalen Weltordnung‘ * …



[* Der Entwurf einer NWO ist in Vorbereitung und aktueller

Arbeitsschwerpunkt des NOMOI INSTITUTS ]



© J Michael Heynen | Director of  NOMOI  INSTITUTE  

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